Umfrage: Bücher, die man gelesen haben sollte...


HamburgBuam

Adalaide Byrd
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Bei den Kurzgeschichten Kafkas die ich bereits gelesen habe (Vorgestern mal anlässlich dieses Threads) hatte ich das Gefühl dass er selber nicht wusste was genau er da vermitteln wollte. Wenn man sich mal ein bisschen über den Mann informiert, dann weiß man dass er ein Charakter war der sich seine Gedanken von der Seele schrieb und Gesellschaftlich Probleme hatte sich einzufügen. Ich sehe Kafkas Werk, gemessen an dem was ich nun kennen gelernt habe, eher als eine Art Spiegelbild seiner Empfindungen. Alles ist wirr (Kafkaesk ;)) wie das Leben.
In einer Geschichte stand ein Mann vor dem Gericht und wurde nicht hinein gelassen bis er an Altersschwäche starb. Da könnte Kafka doch einfach sich selber gemeint haben...
Er und die anderen Menschen. Er kann an der Gesellschaft nicht teilnehmen weil er charakterlich nicht dazu in der Lage war. Er hatte zwar Freunde, aber mit den Frauen funktionierte es nicht wirklich.

Letztendlich will ich damit sagen dass die Botschaften seiner Geschichten meiner Ansicht nach weniger Allgemein als vielmehr Privat zu verstehen sind. Auf ihn als Verfasser bezogen. Eine Art Therapie. Vieleicht war er deshalb der Ansicht dass seine Geschichten nicht zur Veröffentlichung taugten...
 

Sgt.Soap

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In einer Geschichte stand ein Mann vor dem Gericht und wurde nicht hinein gelassen bis er an Altersschwäche starb. Da könnte Kafka doch einfach sich selber gemeint haben...

Doch, vor dem Gericht mit seinem Vater. Er hatte eigentlich ein relativ gutes Verhältniss zu seinem Vater, aber er hat dennoch immer das Gefühl gehabt, dass der Vater mehr von ihm erwartet, als er tatsächlich leistete. Kafka war immer krank, war nie richtig beim Militär (obwohl er wollte) und ja, mit dem Vater hatte er nie wirklich Frieden schließen können!


Das kann man ihm natürlich schon negativ anrechnen, das Ende eines Romans ist doch das Entscheidende, gerade wenn es um eine Situation geht, die sich zuspitzt (wie beim Process). Nach dem Process und Amerika dachte ich beim Schloss noch, dass vielleicht der Ansatz eines Endes kommt, aber da war nichts und das ist schon recht enttäuschend.

Nunja, die Kurzgeschichten hat er immer zuende geschireben, die Romanfragmente nicht und das hat einen Grund: Er konnte Geschichten nur fertig schreiben, wenn er sie am Stück schrieb und das konnte er nunmal bei einem langen Buch nicht!
 

Smokey2020

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Er und die anderen Menschen. Er kann an der Gesellschaft nicht teilnehmen weil er charakterlich nicht dazu in der Lage war. Er hatte zwar Freunde, aber mit den Frauen funktionierte es nicht wirklich.
Das ist einfach falsch. Kafka war ein richtiger Aufreißer.

Bei den Kurzgeschichten Kafkas die ich bereits gelesen habe (Vorgestern mal anlässlich dieses Threads) hatte ich das Gefühl dass er selber nicht wusste was genau er da vermitteln wollte. Wenn man sich mal ein bisschen über den Mann informiert, dann weiß man dass er ein Charakter war der sich seine Gedanken von der Seele schrieb und Gesellschaftlich Probleme hatte sich einzufügen. Ich sehe Kafkas Werk, gemessen an dem was ich nun kennen gelernt habe, eher als eine Art Spiegelbild seiner Empfindungen. Alles ist wirr (Kafkaesk ;)) wie das Leben.
In einer Geschichte stand ein Mann vor dem Gericht und wurde nicht hinein gelassen bis er an Altersschwäche starb. Da könnte Kafka doch einfach sich selber gemeint haben...

Letztendlich will ich damit sagen dass die Botschaften seiner Geschichten meiner Ansicht nach weniger Allgemein als vielmehr Privat zu verstehen sind. Auf ihn als Verfasser bezogen. Eine Art Therapie. Vieleicht war er deshalb der Ansicht dass seine Geschichten nicht zur Veröffentlichung taugten...

Kafka bringt in diesen scheinbar privaten belanglosen Geschichten ganze Weltanschauungen unter und zum einstürzen.
Kaum ein Autor hat je die Probleme der Moderne so auf den Punkt bringen können wie Kafka.
 

Sgt.Soap

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Das ist einfach falsch. Kafka war ein richtiger Aufreißer.

Das ist so nicht korrekt! Er hatte zwar die eine oder andere Affäre, aber sobald es ans Heiraten ging, hat er sich verpisst und bei Dora Diamant kam es halt nicht mehr dazu!?


Kafka bringt in diesen scheinbar privaten belanglosen Geschichten ganze Weltanschauungen unter und zum einstürzen.
Kaum ein Autor hat je die Probleme der Moderne so auf den Punkt bringen können wie Kafka.

Jop, besonders gut auf den Punkt gebracht bei Amerika!
 

Smokey2020

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Das ist so nicht korrekt! Er hatte zwar die eine oder andere Affäre, aber sobald es ans Heiraten ging, hat er sich verpisst und bei Dora Diamant kam es halt nicht mehr dazu!?

Naja Heiraten und ein Aufreißer zu sein sind ja eher konträr...

Ich verweise einfach an dieser Stelle auf die Ausstellung 2008 im Münchner Literaturhaus... und den KAtalog.
 

Loose Baller

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Doch, vor dem Gericht mit seinem Vater. Er hatte eigentlich ein relativ gutes Verhältniss zu seinem Vater, aber er hat dennoch immer das Gefühl gehabt, dass der Vater mehr von ihm erwartet, als er tatsächlich leistete. Kafka war immer krank, war nie richtig beim Militär (obwohl er wollte) und ja, mit dem Vater hatte er nie wirklich Frieden schließen können!




Nunja, die Kurzgeschichten hat er immer zuende geschireben, die Romanfragmente nicht und das hat einen Grund: Er konnte Geschichten nur fertig schreiben, wenn er sie am Stück schrieb und das konnte er nunmal bei einem langen Buch nicht!

Für mich ist das kein "relativ gutes Verhältnis

Ein "richtiger Aufreißer" ist finde ich auch ein wenig irreführend. Sicher hatte er die ein oder andere Affäre, das ändert aber nix daran, dass er sich wohl ziemlich vereinsamt gefühlt hat. Allein, dass er seine GEfühle scheinbar nur über Briefe teilen konnte zeigt doch, wie fertig der Kerl war.
 

Smokey2020

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Für mich ist das kein "relativ gutes Verhältnis

Ein "richtiger Aufreißer" ist finde ich auch ein wenig irreführend. Sicher hatte er die ein oder andere Affäre, das ändert aber nix daran, dass er sich wohl ziemlich vereinsamt gefühlt hat. Allein, dass er seine GEfühle scheinbar nur über Briefe teilen konnte zeigt doch, wie fertig der Kerl war.

Seit wann fühlt man sich nicht einsam nur wegen Affären.
Und ich verweise erneut: http://www.literaturhaus-muenchen.de/programm/ausstellung.asp?ID=5445

Die Fotos zeigen einen dem Leben zugewandten Menschen: Franz Kafka wurde in Prag geboren, hatte Familie und Freunde, machte zahlreiche Reisen, liebte das Kino wie das Bier, saß in Kaffeehäusern und schwamm im Sommer in der Moldau. Max Brod, Kafkas Freund und Mentor, erzählt in einem jetzt wieder aufgetauchten Fernsehinterview (1967, 24 min.) von nächtlichen Spazier gängen und wilden Zusammenkünften. Alice Herz-Sommer, die letzte heute noch lebende Freundin Kafkas, berichtete 2007 von seinen schönen braunen Augen und davon, dass er immer »von den schönsten Frauen umgeben« gewesen sei.
 

Competition

Administrator a.D.
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Bücher die mir auf Anhieb einfallen sind:

Der große Gatsby,
Der Pate,
1984
Im Westen nichts neues,
Die Schachnovelle.

Die sind aber alle auch in der Liste vertreten.

Alles tolle Bücher :thumb:. Was mir zuletzt gefallen hat, waren "Shantaram" (Gregory David Roberts), "Kind 44" (Tom Rob Smith), "Längengrad" (Dava Sobel).

Von etwas älteren Sachen immer wieder lesenswert: "Herz der Finsternis" (Joseph Conrad), "Siddharta" (Herrmann Hesse) und, sehr unterschätzt, "Der Seewolf" (Jack London).

Gruß, Competition
 

Apollo Schwabing

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Provozierend will ich auch noch Böll nennen. Literaturnobelpreis und sogar erst Mitte der 50er erst in Erscheinung getreten. Außer der "verlorenen Ehre der Katharina Bluhm" (wenn überhaupt) ist da doch bei vielen die heute zur Generation U40 gehören nicht mehr viel bekannt, oder?

"Ansichten eines Clowns" ist ein klasse Buch. :thumb: "Und sagte kein einziges Wort" ist auch nett zu lesen.

Zum Thema:

Theaterstücke wie "Der Besuch der alten Dame", "Die Physiker" oder "Andorra" habe ich besonders in der Schule immer gerne gemocht.

Highlight war aber:

"Die neuen Leiden des jungen W." :jubel:
 

wirr

...
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für mich war "Die Verwandlung" immer eine der schwächeren Geschichten von Kafka. Viel faszinierender ist etwa "der Bau", diese Geschichte aus der Sicht des Tiers, die in sich unheimlich dicht und geschlossen ist. Man kann diese absurde Geschichte genau nachvollziehen. Ähnlich auch der Bericht für eine Akademie, der Hungerkünstler oder in der Strafkolonie. Alles Geschichen, wo man wirklich in diese Welt mit reingezogen wird. Bei der Verwandlung klappte das (bei mir) nicht so.
 

qbfinestnas

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Hier mal einige meiner Lieblingsbücher, die mir spontan einfallen.

Albert Camus: Der Fremde
Bram Stoker: Dracula
Michael Crichton: Dino Park / Jurassic Park
John Steinbeck: Tortilla Flat
Günter Grass: Die Blechtrommel
Umberto Eco: Der Name der Rose
Mario Puzo: Der Pate
W.R.Burnett: Little Caesar
Kurt Tucholsky: Schloss Gripsholm
.
.
.to be continued
 

jack blackburn

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Ra’anana (Israel)
Spontan fällt mir ein :

Joseph von Eichendorff - Aus dem Leben eines Taugenichts
Albert Camus - Die Pest
Heinrich von Kleist - Michael Kohlhaas
E.T.A Hoffmann - Fantasiestücke in Callots Manier & Nachtstücke
Marcel Pagnol - Kindheit in der Provence & Die Wasser der Hügel
Joseph Conrad - Herz der Finsternis & Lord Jim
Cervantes - Don Quijote
James Joyce - Ulysses
Jonathan Swift - Gullivers Reisen
Paul Celan - Gedichte
John Steinbeck - Früchte des Zorns
Gracian - Handorakel...................
 

Aronofsky

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Einen Eschbach Roman sollte man auch mal gelesen haben. Spontan fallen mir ein Eine Billion Dollar, Das Jesus Video, Ausgebrannt oder das kuerzlich erschienene Black Out.
 

qbfinestnas

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Die 1 Billion $ von Anderas Eschbach hab ich auch vor gar nicht allzu langer Zeit gelesen und hat mir absolut gut gefallen! Ausgebrannt plane ich demnächst dann auch zu lesen.
 

jack blackburn

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Ra’anana (Israel)
Hermann Hesse : Steppenwolf ,Glasperlenspiel,Knulp
Heinrich Böll : Die verlorene Ehre der katarina Blum
Lothar - Günter Buchheim - Das Boot
Daniel Kehlmann - Die vermessung der Welt
Ivo Andric - Brücke über die Drina
Franz Werfel -die 40 Tage des Musa Dagh
orhan pamuk - Rot ist mein Name
Douglas Coupland - generation X
 

emkaes

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Hinter der Stirn
Die 1 Billion $ von Anderas Eschbach hab ich auch vor gar nicht allzu langer Zeit gelesen und hat mir absolut gut gefallen! Ausgebrannt plane ich demnächst dann auch zu lesen.

panik:

Wuha. Das Buch habe ich mit Grauen nach 50 Seiten aus der Hand gelegt. Das ist doch das, wo er die 1 Billion bekommt, weil irgendein italienischer Urahn vor zig hundert Jahren ne langfristige Zinsstrategie in Angriff genommen hat, oder?
 

jack blackburn

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Ra’anana (Israel)
Apropos Heinrich Böll : Die Kurzgeschichten von ihm sind auch Klasse :

Wie " Wanderer wann kommst Du nach Spa...." und andere
Zum tee bei Dr.Borsig finde ich auch klasse ,ist zwar kein Roman in dem Sinne,sondern ein Hörspiel .Dennoch ist es lesenswert .

Und alles von Joachim Ringelnatz inklusive der Kurzgeschichten......,schätze Ringelnatz sehr .
 

infight

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Noch nicht genannt:

Thomas Pynchon - Die Enden der Parabel
Louis-Ferdinand Celine - Reise ans Ende der Nacht
Vladimir Nabokov - Pnin, Einladung zur Enthauptung, Lolita
William Shakespeare - Richard III
Homer - Ilias ( in der Übersetzung von Raoul Schrott)
Arno Schmidt - Zettels Traum:)
Anthony Burgess - Napoleonsymphonie
Don DeLillo - Falling Man

und uneingeschränkt: alles von Cormac McCarthy
 

qbfinestnas

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panik:

Wuha. Das Buch habe ich mit Grauen nach 50 Seiten aus der Hand gelegt. Das ist doch das, wo er die 1 Billion bekommt, weil irgendein italienischer Urahn vor zig hundert Jahren ne langfristige Zinsstrategie in Angriff genommen hat, oder?

Ja, richtig, das ist es:). Warum fandest du es so schlimm? Zu hollywoodesque? Oder hast du im Bereich Finanzwesen zu viel eigenes Fachwissen, um dich diesem Szenario hingeben zu können?

infight schrieb:
Arno Schmidt - Zettels Traum

Nachdem mir mehrere Leute Arno Schmidt und seine unorthodoxe Schreibweise sehr ans Herz gelegt hatten, habe ich es mal mit 'Das steinerne Herz' probiert und musste es aber nach ca. 70 Seiten abbrechen. Das hat mich wirklich fertiggemacht.
 

infight

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Nun ja, mit Arno Schmidt hat es so seine Eigenheiten, z.B: dieser merkwürdige (im Sinne des Wortes), bisweilen recht boshafte Humor, der es seinen Lesern, Kritikern ja selbst Connoisseurs schwer gemacht haben dürfte, sein Werk so richtig einzuordnen. Der Stil so schön experimentell und dabei so unprätentiös, fernab dem Geschwurbel mit welchem einen Gruselgestalten wie der öde G. Grass
zu behelligen pflegen. Gerüchteweise hat der Meister sich beim verfassen von `Zettels Traum`sogar des öfteren einen auf die Lampe gekippt! 1334 Seiten im DIN-A3 Format, ca. 10 Kg schwer, die Standardausgabe mit 248.- € zu berappen! Ein Grabstein, unter dem zu ersticken droht, verfiele einer der Idee, ihn im Bett zu lesen ( am besten mal in nen Buchgeschäft latschen, sich das Ding ansehen, isn Heidenspaß ). Den Schmidt, den stell ich mir gerne immer wieda mal so vor, wie er über seiner Schreibmaschine hängt, dicht wie ne Radehacke, scheinbar unmotiviert vor sich hinlachend, an seiner Linken den riesen Zettelkasten, zu seiner Rechten ne Flasche Schnaps und sich denkt:"Denen tränk ichs ein, den Lesern, Kritikern und Connoiseurs, Nüsse geb ich denen zu knacken, da ham dies Jahrzehnte mit zu tun, höhöhö."

Na ich habs jedenfalls nicht gelesen, zu teuer, zu schwer (im wahrsten Sinne des Wortes), ohnehin für sowas keine Zeit und ne ausgewachsene Obsession brauch ich auch nicht. Lieber häng ich über meinem Notebook, an meiner Rechten nen Aschenbecher samt ner 20er Packung Zigarrilos, zu meiner Linken die erste Flasche Spätburgunder, schreibe wichtigtuerische Texte über Arno Schmidt oder sehe mir (noch besser) Boxkämpfe ausm HBO-Archiv an.

Den anderen Kram von Arno, den kann ich nur empfehlen: witzig, intelligent und n`bisschen Schweinkram ist auch öfters mal dabei.

Schönnen Tach noch

infight
 
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