Becker oder Stich, wen mochtet Ihr lieber?


Drago

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denke mal vor 10-20 jahren war ganz deutschland im tennisfieber. allen voran natürlich wegen becker, aber stich und graf leisteten auch viel dazu bei.

nur ein absoluter hardcore fan von stich kann sagen dieser sei der bessere spieler im vergleich mit becker gewesen. vom talent her war er vielleicht noch besser, aber hat einfach zu selten alles ausgeschöpft.

ich hielt stich immer mehr bei, einfach deshalb weil man boris stets in den himmel hob und michael kaum anerkennung zollte. es gab ne zeit mitte der 90er wo stich besser war, heftete sehr lange sampras als nr. 2 an den fersen, später schob sich michael chang dort hin.

wie war das bei euch? oder fandet ihr beide bzw. weder den einen noch den anderen gut?
 

Nico1

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ich habe immer becker unterstützt. damals war ich wohl noch zu klein, um seine defizite abseits des tennisplatzes zu bemerken, bzw. es spielte damals noch keine rolle. durch seine frühen wimbledon-siege hat becker einen heldenstatus erreicht, mit dem stich niemals konkurrieren konnte, auch wenn er zeitweise der bessere spieler war.

steffi graf war allerdings nochmals weit über becker anzusiedeln, durch ihren status als #1 und ihre berechtigte rolle als sympathieträgerin. ihre spiele fand ich auch immer viel spannender. wie sich der slice ständig über das netz zitterte...genial. kann mich an ein french open finale gegen sanchez-vicario erinnern, bei dem ich die spannung nicht mehr aushielt und den fernseher ausschaltete. damals war ich allerdings auch noch sehr klein. :)
 

Super-Grimm

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Becker hatte mal als 15-jähriger auf unserer Clubanlage ein Turnier für seinen Verband gespielt. Er war damals schon die Nr. 7 in Deutschland. War für mich damals als 13-jähriger absolut unfassbar, dass jemand mit einer einhändigen Rückhand derart rumbolzen kann. Hatte das damals alleine schon technisch und physikalisch für unmöglich gehalten.panik:
Seitdem war ich ein ausgesprochener Hardcore-Becker-Fan, auch wenn man da noch nicht erahnen konnte, dass er 2 Jahre später Wimbledon gewinnen würde.

Becker war ein Spieler mit allen nur erdenklichen menschlichen Defiziten und Stärken, mit dem man, wie mit keinem anderen, leiden, triumphieren oder auch verzweifeln konnte. Ein Wahnsinnskämpfer ohne wirklich grandiose Kondition. Jemand, an dem ein ganzes Match vorbeilaufen konnte, der es aber auch jeder Zeit drehen konnte. Allein aus dieser Hoffnung heraus, konnte ich den Fernseher nie abschalten, egal, wie schlecht es stand.

Ich kann mich an ein Wimbledon-Match gegen Agassi, seinen Angstgegner erinnern. Boris hatte den ersten Satz klar verloren, im zweiten lag er bereits ein oder zwei Breaks zurück. Ich war am Ende, dachte, o Mann, jetzt kann er dem noch nicht mal auf Gras Paroli bieten. War eine schöne Zeit, doch die Ära ist vorbei.
Dann hat Boris die Taktik geändert und den Agassi tatsächlich auf Gras von der Grundlinie aus abgeschossen!!!! Einfach genial und in dieser Form typisch Becker.
Das weinerliche Geschrei, das er manchmal anstimmte, war peinlich, doch irgendwie nachvollziehbar und man litt mit ihm.
Vom Potential sehe ich Becker sehr weit oben. Wenn bei ihm alles zusammenpasste, konnten sich auch Sampras und Ivanisevic in der Halle gegen ihn warm anziehen.

Stich konnte ich nie ab. Diese pseudo-intellektuelle Attitüde des Abiturienten fand ich bei ihm unerträglich. Habe ihm den Wimbledon-Sieg gegen Becker und die Demütigung Beckers in Hamburg nie verzeihen können.:D
Stich war ein noch launischerer Spieler als Becker. Absolut geniale Technik, aber auch eine sehr labile Technik, da die Bälle sehr glatt geschlagen wurden.
Außerdem hatte er nicht den Kampfgeist Beckers, auch wenn er ein ergeiziger Unsympath war.
In Bestform konnte er absolut jeden schlagen, Sampras selbst hatte sich auch einmal dahingehend geäußerst, dass ein Stich in Bestform der Spieler wäre, den er am meisten fürchten würde.
Eine Schwäche hatte er gegen Grundlinienbolzer. Daher auch die schlimmen Finalresultate gegen Agassi und Kafelnikov (oder war es damals Courier?).
 

Omega

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Natürlich fand ich Becker klasse, besonders hat er mehr unvergessliche Spiele abgelifert.

Im direkten Duell war ich aber immer für Stich.
1. Er wurde mMn unterbewertet in der Öffentlichkeit. Während Becker everybodys darling war, war Stich halt immer nur ".

2. Seine arrogant rüberkommende Art konnte ich gut nachvollziehen. Er hat später auch eingeräumt, dass dies ein Schutzmechanismus vor der Öffentlichkeit und besonders den Medien war. Bedenkt man, welchen Wirbel es um Beckers Frauen und seine teilweise katastophalen Aussagen gab (ich erinnere mich noch an die Hafenstraße in Hamburg), dann kann ich jeden verstehen, der blockt. Zudem hatten es und haben es einige Reporter auch nicht anders verdient. Auch die Hänseleien in den Medien mit "Ähh Becker" hätte ich nicht haben wollen. Wenn man dadurch nicht so publikumswirksam rüberkommt, dann ist dies halt so.

3. Spielerisch war Stich eine absolute Augenweide, allein sein Aufschlag sah nicht kraftvoll aus, war aber irrsinnig schnell. Zudem habe ich ein Faible für Volleyspieler und das reine Händchen hierbei sucht, wie ich finde, heute noch seinesgleichen. Ein Sampras war sicher konsequenter, aber schöner war der Volley von Stich.
 
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Arielle

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Ich habe am Sonntag auf PRO7 "Eine Legende wir 40" angesehen" und da wurde ich an super spannende Begegnungen zurück erinnert. Beim Stich fallen mir nur zwei spannende Match´s ein, ...und da war zweimal Boris beteiligt.


Für mich ganz klar Becker. Privat => : ohne_Worte: aber sportlich :thumb:
 

Omega

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Becker - Stich gab es mMn nur ein spannendes Match VF Wimbledon (1993?).

Ansonsten Stich:
- Wolkow 1991
- Edberg 1991
- Davis Cup Endspiel 1993
- Muster 1996 (Paris)
- Tschesnokow 1995 (wenigstens ist er am 3. Tag angetreten)
- Pioline 1997

Stichs Erfolge werden auch gerne vergessen:
- positive Bilanz gegen Sampras
- Davis Cup Sieger
- ATP Weltmeisterschaft
- in einer Saison auf allen Belägen Turniere gewonnen
- alle wichtigen deutschen Turniere gewonnen
 

John Lennon

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Früher war ich ein grosser Boris-Fan, aber mittlerweile geht der Typ mir tierisch auf die Eier.
 

Michael der Echte

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ich war immer fuer Stich. Becker konnte ich schon kurz nach seinem ersten Wimbledon Sieg nicht mehr leiden. Dieses ewige geheule auf dem Platz. Seine Dummheit ausserhalb, war mir immer unsympatisch. Ich weiss noch als Pat Cash den ich uebrigens sehr verehrt habe, mit einer roten Peruecke zur Pressekonferenz gekommen ist. Stich war der bessere Techniker, er hatte aber nicht den gleichen Willen wie Becker und obwohl Becker immer ausgesehen wie ein grosser Teddybaer der ueber den Platz eiert, hatte er die groessere Athletik er konnte ohne Probleme 6 Stunden Matches durchstehen.
Stich war natuerlich unterbewertet in der Oeffentlichkeit. Was aber witzig war das beide auf zwei Frauen reingefallen sind, die nur den Ruhm und die Kohle des grossen Stars im Sinn hatten, da haben sich beide ziemlich daemlich angestellt. Barbara Feltus war in Muenchner Kreisen bekannt dafuer das sie sich jeden Promi im 1er an den Hals geschmissen hat, sozusagen Frau Kerth in den 80ern. Frau Stockmann war ja auch schon in der Tennisszene bekannt und sich braucht jemand der ihre jaemmerliche Schauspielkarriere pusht.
 

wirr

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Becker war wie Mathäus oder Kahn einer der mir unsympathischen Typen, die ihren Sport und sich selbst viel zu wichtig nehmen. Das ganze Gerede oder Gestammel um seine mentale Verfassung und so weiter ging mir schwer auf den Zeiger. Leider nimmt das ja nun gar kein Ende und er beweist immer noch der We,lt (oder der BILD), dass die Welt sich ausschließlich um Becker dreht. Becker = pain in the ass. :wall:

Stich war dagegen viel souveräner und reflektierter. Er hatte mehr Distanz zu dem ganzen Zirkus und konnte auch mal über den Courtrand hinausdenken und -reden. Ich war da immer ganz klar für Stich. Auch heute ist er ja ein sehr sympathsicher Geschäftsmann, der viel viel reifer ist als Becker.

Vom Spielerischen hab ich keine Ahnung, ich fand aber Stich wohl eleganter.
 

Eric

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Ich war immer für Becker und Stichs Sieg in Wimbledon 91 ist absolut unverzeihbar.:mad: Und die 9 Matchbälle gegen Russland wiegen fast ebenso schwer.

"Der Spieler Stich" war immer einer von denen, die ich nie leiden konnte, in einer Reihe mit Michael Chang und Thomas Muster. Im Gegensatz zu ihm haben die aber wenigstens kämpfen können. Für mich war Stich immer ein pseudo intellektueller Schönwetterspieler. Da wusste man in der Regel schon ziemlich früh, dass ein Match verloren gehen wird, denn übermässiger Kampfgeist war von Stich einfach nicht zu erwarten. Der Mann war völlig frei von "deutschen Tugenden". Wahrscheinlich viel zu proletarisch für den Schöngeist.

Und seine (Ex-) Frau Jessica war ziemlich nervig. Die haben wirklich super zusammengepasst.
 

Drago

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ab und an hatte stich keinen kampfgeist, aber das kann man nicht so pauschal sagen. in wimbledon 91 oder paris 96 zeigte er enormen kampfgeist, besonders 91 in wimbledon, als er nacheinander volkov, courier, edberg und becker schlug. gegen volkov lag er im letzten satz schon 4-5 und 15-30 bei aufschlag des russen hinten, ohne kampfgeist hätte er dieses match verloren.

auch gegen edberg war der satzverlust des ersten keine leichte hürde, vor allem wenn man bedenkt daß es in der ganzen partie nur ein break gab, im ersten zugunsten des schweden. stich gewann das match ohne ein einziges mal gebreakt zu haben, 4-6 7-6 7-6 7-6, so was packt man ohne kampfgeist nicht.

er hatte leider desöfteren mentale aussetzer, in wimbledon flog er 94 und 95 in der ersten runde raus, gegen brian shelton und jacot elting. für einen wimbledonchamp ist so was natürlich extrem peinlich.
 

Tommy

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Also ich muss persönlich sagen, das ich zur der Zeit ( man mag mir verzeihen ) nicht der Tennisfan war wie heute, das heisst ich habe Tennis sehr wenig verfolgt.

Aber für mich ist Becker einfach naja der bessere Mann, er hat mehr erreicht wie Stich, und Boris kommt mir eigentlich immer sehr sympatisch rüber!:wavey:
 

Nachbars_Lumpi

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Becker hat sportlich mehr erreicht, keine Frage, aber ich schätze Stichs Erfolge verdammt hoch ein, denn er hat sehr sehr spät mit dem Tennis begonnen und wurde dennoch ein Weltklassespieler, das verdient höchsten Respekt.
 

Guybrush

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Spieler Stich hatte einen Superstar Becker vor sich, da konnte man nichts machen...

In der Tat läßt Becker kaum ein Fettnäpfchen aus. Aber Becker ist für Deutschland halt nicht irgend jemand. Es wird ihm alles verziehen, wie auch einem Franz Beckenbauer jegliche Peinlichkeit nachgesehen wird.
Wahrscheinlich stehen beide gerade wegen Ihrer privaten Fehltritte noch mehr in der Gunst des Volkes.
 

Drago

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tja, das ist eben der heldenstatus. neben beckenbauer und becker haben schumacher und schmeling den selben status. aber diese beiden sind bzw. waren stets frei von skandalen, man würde bzw. hätte ihnen jedoch auch so gut wie alles verziehen.
 

Guybrush

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Schumacher u. Schmeling sind/waren eher introvertierte Typen. Beckenbauer u. Becker das genaue Gegenteil.
 

Eric

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Schumacher hat sich ne Menge Fehltritte geleistet, allerdings (un-)sportlicher Art und nicht im Privatbereich. Bei Becker und Beckenbauer jubeln die einen und die anderen schütteln lächelnd den Kopf über die beiden, aber Schumacher hat sicher genausoviele Harcore Gegner wie Fans im Lande, die sich meist ziemlich unversöhnlich gegenüberstehen.
 

Guybrush

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3. Spielerisch war Stich eine absolute Augenweide, allein sein Aufschlag sah nicht kraftvoll aus, war aber irrsinnig schnell. Zudem habe ich ein Faible für Volleyspieler und das reine Händchen hierbei sucht, wie ich finde, heute noch seinesgleichen. Ein Sampras war sicher konsequenter, aber schöner war der Volley von Stich.

man stelle sich vor spieler stich hätte den willen u. die akribie eines roger federer's gehabt. agassi wäre dann wohl nicht pete's hauptrivale gewesen.

ich hab mir letztens erst das wm-finale von 1993 in frankfurt angesehen.
stich hatte nach dem sieg das jahr als nummer 2 (hinter sampras) abgeschlossen.
 

Alejandro

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Das ganze Gerede oder Gestammel um seine mentale Verfassung und so weiter ging mir schwer auf den Zeiger.

Das mit dem Gerde um die mentale Verfassung kann ich sehr gut nachvollziehen
und irgendeine Ausrede,wenns nich gut läuft muss man einfach finden;) :D

Zum eigentlichen Thema muss ich sagen,dass meine erinnerungen nur noch relativ verschwommen sind,da ich noch relativ jung war.
Ich kann mich jedoch noch erinnern,dass ich Stich als den eleganteren und Becker eher als den kraftvolleren Spieler wahrgenommen habe.

übrigens hab ich früher immer mit nem Kumpel Becker gegen Stich nachgespielt,ich wollte immer Becker sein...
 

DerQ

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Wenn man Becker mochte, waren seine Matches immer richtige Nervenkrimis, da er sehr emotional war. Ich denk da mal an seine beiden Daviscup-Niederlagen gegen Sergio Casal, das war reinster Horror, ich hab damals heftigst mitgelitten.

Es kommt m.M.n. auch drauf an , wie jemand verliert und die Leute auf seine Seite zieht. Becker hat immer so verloren, daß man als Zuschauer mitverloren hat, fand ich sehr krass immer.

Stich war stylistisch einer der besten überhaupt. Man darf nicht vergessen, daß er auch sehr oft verletzt war. In seiner Prime, so 92-95 war er auf jeden ein Top 3 Spieler.
Beide waren Spielertypen, die es so gar nicht mehr gibt, bzw. die man heute vergeblich sucht
 
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