Zittern vor dem Telefon
Morgen droht den Klitschko-Brüdern der nächste Rückschlag - bei ihrer Klage gegen Boxpromoter Kohl
Wenig hoffnungsfroh werden die Schwergewichtsboxer Wladimir (28) und Vitali (32) Klitschko morgen in Los Angeles auf einen Telefonanruf aus Hamburg warten. Nur fünf Tage nach Wladimirs Weltmeisterschaftsdebakel gegen Lamon Brewster in Las Vegas droht schon die nächste Niederlage: Um 10 Uhr wird die Zivilkammer am Landgericht Hamburg ihr Urteil in der Angelegenheit Klitschko gegen Kohl verkünden, und für Klaus-Peter Kohls Rechtsanwalt steht das Ergebnis schon vor dem offiziellen Richterspruch außer Frage. "Dass Universum die Angelegenheit in der Hauptsache gewinnen wird, ist völlig klar", erklärte Professor Dr. Peter Raue (63), der mit seiner Kanzlei Hogan, Hartson & Raue (Berlin) bereits seit rund fünf Jahren Universum juristisch berät, gegenüber der WELT. "Das hat der Richter in der mündlichen Verhandlung bereits deutlich gesagt."
Aktenzeichen 330 O 437/03
Die Ukrainer hatten unter dem Aktenzeichen 330 O 437/03 eine Klausel angefochten, mit der ihre am Monatsende auslaufenden Kontrakte mit Universum jeweils um die Dauer krankheitsbedingter Ausfälle verlängert werden. Doch der zuständige Richter signalisierte den Kontrahenten bereits in der Verhandlung am 18. März, dass er weitgehend den Argumenten der Kohl-Anwälte folgen würde. In dem Urteil wird also lediglich festgelegt, um welche Dauer sich der Vertrag ausdehnt, welche Ausfälle anrechnungsfähig sind.
Dennoch geht wohl auch der Boxpromoter angeschlagen aus der Verhandlung: Schon jetzt deutet sich an, dass die veritablen Zugpferde einen Weg gefunden haben, sich dem Hamburger vor Auslaufen ihrer Verträge zu entziehen: Bereits der kommende Weltmeisterschaftskampf von Vitali am 24. April in Los Angeles nach Version des Weltverbandes WBC gegen den Südafrikaner Corrie Sanders wird von der Klitschko-eigenen Agentur K2 vermarktet, die Rechte an dem Kampf haben die promovierten Faustkämpfer Klaus-Peter Kohl abgekauft, Experten munkeln von einer Summe in siebenstelliger Höhe.
Und so muss man sich bei Kohls weiteren Vertragspartnern darauf einstellen, dass die ukrainischen Quotenbringer schon bald nicht mehr zur Verfügung stehen. So lockte die Partie Wladimirs gegen Brewster am vergangenen Sonntagmorgen zu nachtschlafender Zeit um 5.12 Uhr immerhin 2,46 Millionen Zuseher vor die Bildschirme und bescherte dem ZDF, das noch drei weitere Jahre an Universum gebunden ist, eine Traumquote mit 68,2 Prozent Marktanteil. Wenngleich derlei Zahlen mit kleinen Namen kaum zu schaffen sind, wiegelt ZDF-Sprecher Walter Kehr (50) ab: "Das Boxen kann im Fernsehen auf Dauer nicht nur von zwei, drei großen Namen leben. Es war uns von vornherein klar, dass wir das Publikum generell für attraktive Kämpfe begeistern müssen, und das ist uns gelungen."
Zumal bei Universum zwei junge Wilde auf ihre Chance im Schwergewicht warten. Der 21 Jahre alte Ukrainer Alexander Dimitrenko wird bereits seit seinem Profidebüt vor drei Jahren von Erfolgscoach Fritz Sdunek trainiert und gewann alle 13 Kämpfe (9 K.o.). Auch dem zweimaligen Amateur-Weltmeister Ruslan Chagaew (25/Usbekistan) prophezeit Kohl eine große Zukunft.
Quelle: http://www.welt.de/data/2004/04/14/264067.html