Ok, hier wie versprochen der Bericht. Mal sehen was mir noch alles einfällt.
Los ging es am Samstag um 15:00 und es waren wie gesagt 165 Leute dabei. Der Preispool betrug also 33.000€. Die Blindstruktur war wirklich gut für so ein „kleineres“ Turnier. Man startete mit 10.000 Chips bei Blinds von 25/50 und ein Level dauerte 45 Minuten. Die erste Hand die ich geraist habe war AJo aus zweiter Position (9-handed), wenn ich mich recht erinnere. Ich bekam einen Caller und das Board war A-high rainbow mit zwei kleineren Karten (Ich kann mich natürlich nicht an jedes Board genau erinnern
). Ich mache meine Conti und werde von dem Spieler geraist. Ich entschied mich zu callen, bei stärkerer Action am Turn aber die Hand aufzugeben. Turn und River gingen aber Check-Check und meine Hand war gut. Danach meinte so ein Typ, mitte 30, geschleckte Haare und Dolce & Gabana T-Shirt: "Aha, AJ reicht dir da schon zum raisen." Und ich nur so: "Jo, warum nicht?"
. Er fand es übrigens unglaublich lustig danach bei jeder Hand die ich gespielt habe zu sagen: "Oh, wieder Ass-Bube hahhaha" ...naja
(Interessante Notiz am Rande: Der Typ wird auch in Budapest die EPT spielen. Originalzitat: "I hob alle meine FPPs verblosen". Ein Fisch mehr, ist mir recht
). Von mir gab es an dem Tisch eigentlich wenig erwähnenswertes. Einmal mit Queens und einmal mit Jacks habe ich solide Pots gewonnen. Ein paar loosere Stealversuche sind meistens schief gegangen, außer einmal als ich K4 vom Button geraist habe. Der BB callt und der Flop kommt QJT. Er donkt in mich rein, was eher für eine marginale Hand spricht. Ich bin mir nicht sicher, was hier mein bestes Play ist...der Spieler war auch neu am Tisch und ich habe mich entschlossen einfach nur zu callen. Am Turn kommt mit der 9 die Traumkarte. Er checkt und ich checke nur behind, weil ich ihn wie gesagt auf eine marginalen Hand setze und so kaum Value bekomme. Soweit ich mich erinnere paired sich am River das Board, aber ich mache trotzdem eine Valuebet und werde ausbezahlt. Ich denke nach ein paar Misplays war das mal eine gut gespielte Hand. Der Dolce & Gabana Typ musste natürlich wieder seinen Senf dazu geben und rat mir solche Hände gegen den Spieler im BB nicht zu stealen. Ich denke mir einfach meinen Teil.
Die krasseste Hand an dem Tisch möchte ich euch nicht vorenthalten, auch wenn ich nicht involviert war und der Bericht eh schon viel zu lange wird...
Der selbe Typ, den ich ja schon ausreichend beschrieben habe und zwei weitere sehen einen Q22 Flop. Ich weiß leider nicht mehr die genaue Action, es gab jedenfalls nicht sehr viel davon. Am Turn kommt eine 9 und am River ein K. Spieler X bettet 500 und unser spezielle Freund raist auf einmal auf 4K, was so ca. das zweifache vom Pot ist. Der dritte Spieler dahinter callt die 4K nur obwohl er KK für Kings Full auf der Hand hat. Eine weise Entscheidung. Der andere hatte tatsächlich Quads. Expert Plays everywhere... Naja, man sollte froh sein, wenn solche Leute im Turnier sind, anstelle von beispielsweise Niki und Stefan Jedlicka, die auch vor Ort waren.
Der Tisch wurde dann aufgelöst und ich hatte die schwierigste Phase im Turnier vor mir. Ich war dermaßen carddead, dass ich ziemlich short geworden bin. Steals waren auch nicht wirklich möglich, da zwei Maniacs mit bis zu 60K Chips am Tisch saßen. Immerhin bekam ich vom Spieler neben mir einen wertvollen Tipp: "Du musst mal pushen! Weißt du, so wie ich vorher...einfach all-in." (in meinem Kopf: :wall: :mensch: Thx for the info!) Mit 8 BB und riesiger Ante (ein Viertel des SBs) befolge ich dann seinen großartigen Expertentipp und pushe UTG QTo. Das selbe Spiel einen Orbit später mit 77 und kurz danach gegen einen UTG openraise eines looseren Spielers mit 99 drüber geballert. Daraufhin der eine Spieler: "Mensch, dir gebe ich keine Tipps mehr."......
Mit den gewonnenen Blinds und Antes konnte ich mich ein bisschen über Wasser halten, große Chancen den Tag zu überleben hatte ich zu dem Zeitpunkt trotzdem noch nicht.
Der Tisch wurde danach aufgelöst und ich wurde an einen Platz gelost an dem mir das Deck quasi ins Gesicht gesprungen ist (um mal eine neue Redewendung zu kreiren
). Ein jüngerer Spieler, der nicht nur sympathisch, sondern auch noch ein recht guter Spieler war (ja auch solche Leute gab es) und außerdem noch als Doppelgänger von Antonio Esfandiari durchgegangen wäre, meint noch zu mir, dass er am neuen Tisch lieber meinen Platz gehabt hätte (er war short und wurde in den BB gelost). Er hatte ja keine Ahnung wie recht er mit der Aussage haben sollte
In einer der ersten Hände habe ich mit QQ gegen 33 aufgedoppelt. Kurz danach limpt eine Asiatin (der Einffachheit halber nenne ich sie so) und ich finde in MP 88. Ich habe zu dem Zeitpunkt bei 1K/2K ca. 50K Chips und raise auf 10K. Esfandiari überlegt ewig und pusht schließlich all-in. Ich bekomme super Odds und habe einen Pflichtcall. Er zeigt AK. Der einzige englisch sprechende Spieler am Tisch: "I would have called too. I think he has snow men or something like that" :ricardo: netter Read...
Der Flip geht an mich und auch danach läuft es super weiter. Ich gewinne zwei Riesenpots gegen die Asiatin. Einmal mit AA und einmal mit KK. Sie hatte beide Male AK... Überhaupt war der Tisch ziemlich rigged. Ich habe noch nie so viele hohen Pockets in so kurzer Zeit gesehen; die meisten waren bei mir
.
Die letzte große Hand des ersten Tages kam dann gegen einen mir unbekannten Spieler der bei 1,5K/3K Blinds einen Minraise vom Button machte. Zudem saß der Rock schlechthin im BB, was für mich stark nach Weakness beim Raiser roch. Mir reicht 76o im SB um zu 3-betten. 18K ist die Raisegröße auf die ich mich festlege. Mein Gegner hat nur ca. 60K behind, da reicht das mMn. Zu meiner Verwunderung callt er, was mit seinem Stack schon merkwürdig, weie sich herausstellt fischig, ist. Der Flop ist mit AJ4 sehr eklig und ich entschließe mich aufzugeben. Er checkt allerdings behind und am Turn gibt es nach einer weiteren 4 das selbe Spielchen nochmal. Seine Aussage ("Wer z'erst anspielt gwinnt haha") ist mir sehr merkwürdig vorgekommen und ich habe vor dem geistigen Auge schon wieder so ein "geschicktes" Slowplay gesehen. Ich kann es mir trotzdem nicht verkneifen und feuere auf eine T am River mit den Worten "Na wenn das so ist..." nochmal 20K. Er foldet Q9 und obwohl es mein Image etwas kaputt macht, zeige ich den Bluff. Sein Gesichtsausdruck war es wert
.
Sehr lustig war auch der Dealerwechsel an dem Tisch. Beim Anblick meiner 195K Chips fallen dem Dealer fast die Augen aus dem Kopf. "Was hast du denn gemacht. Du hattest doch gerade nur noch 10.000" :laugh2:
An dem Tag sollte ja entweder bis zu den letzten 18 (den Geldrängen) oder höchstens bis 3 Uhr gespielt werden. Zufälligerweise schied der Bubbleboy um Punkt 3 Uhr aus und ich durfte nach 12 Stunden Poker mit langsam einsetzenden Rückenschmerzen endlich ins Bett. Seit dem Tag lache ich nicht mehr über die Leute, die am Tisch eine Massage bekommen
.
Am zweiten Tag ging es dann viel schneller. Ich hatte keinen so guten Tabledraw. Ein guter, aggressiver Spieler, der sehr viele Pots geraist hat, hat mir nach meiner 3-Bet mit 97s gleich eine 4-Bet reingehaut, warauf ich natürlich folden musste. Ansonsten war der Tisch für mich ziemlich ereignislos. Da einige Shorties am anderen Tisch saßen, war der Final Table ziemlich schnell erreicht.
Dort wollten dann einige zu 7. (!) das Preisgeld teilen. Der bereits angesprochene gute Spieler und ich waren als einzige dagegen. Den Kärtner neben mir machte das ziemlich sauer ("Er zwei werdet's jetzt sicher als erste ausscheiden. Des hobt's davon wenn's so gierig seid's"). Erst hielt ich es für einen Scherz, aber er hat das wohl ernst gemeint. Ich wollte noch kurz mit ihm den Unsinn eines 7-Way Deals in einem Turnier in dem noch alle recht deep waren erklären, hab's dann aber sein gelassen. War einfach ein unsympathischer Vollhorst für mich.
Zurück zum Spiel. Ich raise KQs aus früher Position (ich glaube 6 oder 7 handed zu dem Zeitpunkt) und die Asiatin, gegen die ich schon massig Chips gewonnen habe, verteidigt ihren Blind. Flop kommt JT3 und sie donkt für 50K in mich hinein. Das unangenehme an der Situation: Ich hatte die zweitmeisten Chips und sie die meisten. Trotzdem ist das einzige gute Play mit meiner Hand wohl für 330K zu pushen. Sie callt und zeigt T7!!! Turn: 2, River: K. Chiplead.
Die Asiatin war die ganze Zeit sehr aggressiv und sie hatte durchaus Ansätze in ihrem Spiel, die gar nicht so schlecht waren. Ich konnte sie aber ziemlich gut lesen und ich wusste einfach, dass sie eine marginale Hand hatte. Ich hätte aber ahnen müssen, dass sie da auch sowas callen kann. Sie hat am Final Table schon einen ähnlichen Hero Call gemacht, bei dem sie richtig gelegen hat. Ihr Kommentar zu der Hand: "Ich wusste, dass er kaufen will, warum geht er sonst all-in?" Naja
Kurze Zeit später hatte ich Kings gegen sie. Ich 3-bette, wie ich es schon häufig getan habe (wobei ich eigentlich immer Hände hatte) und sie verteidigt sich hier mal und callt den Raise. Flop kommt KJ3 und prompt kommt von ihr der Push --> Instacall von mir. --> Sie zeigt AT --> Turn: Queen --> River: Blank. Solider Suckout würde ich sagen. Ihr Kommentar zu der Hand ist ein Instant Classic: "Du hast vorher auch von mir gekauft."
Stimmt. OESD mit zwei Overcards und ein Gutshot bei dem man am Turn schon drawing dead sein könnte, sind eh quasi das selbe.
Nur wenige Hände später habe ich Queens. Sie callt im SB und der Unsympath im BB leistet uns gesellschaft. Flop kommt TT8 --> beide checken zu mir --> Conti --> sie callt --> er foldet --> Turn 5 --> sie checkt und ich überlege. Der Pot ist zu dem Zeitpunkt schon sehr groß und ich bin bereit gegen sie auf dem Board broke zu gehen. Ich spielte mit dem Gedanken den Turn nur klein zu betten und am River den Rest reinzustellen. Allerdings fand ich gegen Ms. Herocall den Push am Turn besser, auch wenn es etwas mehr als Potsize war. Sie callt und zeigt 99. Tja, ich kann wohl auch pushen, wenn ich nicht kaufen will
3- und 4-handed Play überspringen wir mal (der Post sprengt eh schon alles) und gehen direkt ins Heads Up, wo es gegen den Kärtner ging. Auf einmal schien er recht froh zu sein, dass wir doch nicht geteilt haben...
Die Blinds waren inzwischen auf 10K/20K und ich hatte eine 1 Mio. in Chips gegenüber seinen 650K. Er war ziemlich tight und ich wollte im Heads Up sehr aggressiv gegen ihn spielen. Vom Button habe ich praktisch alles geraist und ich hatte dann bei einem Reraise von ihm das Gefühl, dass er anfing gegen mich "zurückzuspielen". Das war vielleicht auch einer der Gründe, warum ich die letzte Hand so gespielt habe...
Er limpt vom Button ich raise mit 66 auf 3,5 BB, worauf er all-in pusht. Ich habe bei der Hand wirklich ewig überlegt, weil er einen typischen Monsterhand-Move ausgepackt hat, gerade bei einem Spielertyp wie er es war. Ich entscheide mich schließlich zu callen, weil ich im prinzip ein Monster halte und ich die Chance sah, dass er einen Move macht. Er zeigt JJ und ich hitte am Turn meine 6 um das Turnier zu gewinnen.
Er hat mir danach mindestens 3 mal gesagt, wie schlecht mein Call doch war und ich fürchte gegen einen Spieler wie ihn, der einfach seinen Stiefel runterspielt ohne sich anzupassen (Vermutung meinerseits), war er das vielleicht wirklich.
Die Hand erinnert irgendwie stark an Durrr vs. Hellmuth. Dort war es TT vs. AA für 70 BB, hier war es 66 vs. JJ für 30 BB. Bei beiden Händen kommt der Suckout am Turn, bei beiden war für den Gegner am River noch ein Flush möglich und in beiden Fällen hat der Verlierer über den schlechten Call gejammert.
Ein bisschen hat mich die letzte Hand schon gewurmt. Ich gebe zu, dass ich es auch zu Ende bringen wollte, was wohl auch ein kleiner Grund dafür war, dass ich den "Flip mit guten Odds" (brauchte 44% Equity) gesucht habe. Gegen einen normalen Gegner ist es für 30 BB Standard da broke zu gehen, gegen ihn vermutlich nicht. Whatever...
Ich hab' viel im Livespiel gelernt, massig Karten bekommen und deutlich besser gespielt als der Durchschnitt dort, was allerdings auch nicht allzu schwer ist.
Wehe das liest jetzt niemand
